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Die Potsdamer Konferenz der Sieger- mächte von 1945 hatte die letzten Hoff- nungen auf eine Rückkehr in die
Heimat, für die Realisten unter den Flüchtlingen und Vertriebenen, zerstört. Andere wollten es nicht wahrhaben und klammerten sich an Sonntagsreden von Verbandsfunktionären und
Politikern. Vereinzelt gab es Informationen über die Heimat. Es wurde über Vorkommnisse in Wiesau nach der Flucht und von Ein- drücken bei Besuchen berichtet. Bis zu dem Vertrag
mit Polen waren für Bewohner der Bundesrepublik Visa zu Besuchreisen in die Heimat i.d.R. nicht zu bekommen. Für die Bürger der DDR war die Reise in die Heimat, nach der Aner- kennung der Oder-Neißelinie als
Grenze („Friedensgrenze“) und dem später folgenden Wegfall der Visapflicht, offiziell möglich. Die Generation der Großeltern war zu dieser Zeit häufig bereits verstorben und wer von ihnen die 70iger noch erlebte, zog meist die Erinnerung vor.
Angescho- ben wurde die Fahrt in die Heimat häufig durch die Enkelgeneration. Die ersten Be- sucher berichteten von der Gastfreund- schaft und dem unkomplizierten Mitein- ander und dokumentierten in Bildern
und Filmen. Und irgendwann hatte fast jeder |
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Radwanice, so hieß Wiesau jetzt, besucht. Es folgten Gegeneinladungen und es ent- wickelten sich Freundschaften. Den Be-
wohnern von Radwanice muss Lob ausge- sprochen werden. Sie öffneten Tür und Tor und behandelten die Besucher als gern gesehene Gäste.Seit Jahrzehnten treffen sich zahlreiche Wiesauer einmal jährlich in
der Stadt Wies- au in der Oberpfalz. Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde das bayerische Wiesau dann auch Begegnungs- stätte der Wiesauer aus Ost und West. Hier wurde auch die Idee einer
Kontakt- aufnahme zum offiziellen Radwanice ge- boren. Dreißig Jahre nach den ersten Privatbe- suchen aus der BRD kam es dann am 28. August 2004 zu einer Begegnung zwischen dem offiziellen Radwanice
und einer Gruppe von Wiesauern. Mit einem Bus reisten Wiesauer und Teil- nehmer aus Nachbargemeinden nach Rad- wanice. Die Unterbringung erfolgte in der ehem. Kreisstadt Glogau/Glogow. Die nach der
Kriegszerstörung neu entstandene Stadt wurde ausgiebig erkundet. Die Verwaltung der Gemeinde Radwanice hatte den Besuch hervorragend organisiert und hat die Besucher zuvorkommend be- treut. |
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In Jakobskirch und Wiesau fanden Festgottesdienste statt. Neben den Wiesauern war auch eine Gruppe aus der
Ukraine anwesend. Dort hatten bis 1945 viele der späteren Radwanicer ge- lebt. Trachtengruppen mit Erntekronen ga- ben dem festlichen Rahmen eine ganz besondere Note. Im
Schlosspark von Wiesau feierten an- schließend Wiesauer und Radwanicer das Erntedankfest. In den Festreden wurde dieses Treffen als Zeichen der Aussöhnung gewürdigt. Es wurde die Errichtung
einer Gedenk- tafel in deutscher und polnischer Spra- che, über dem Grundstein der Friedens- kirche von Wiesau, vereinbart. Und schon 2005 wurde diese Gedenk- tafel enthüllt. Geplant ist eine
„Heimatstube“ in Rad- wanice mit Exponaten aus seiner Wies- auer Zeit. Weitere Besuche sollen in den kommen- den Jahren stattfinden. Zu dem Treffen der Wiesauer in der Stadt Wiesau in der Oberpfalz, im
Jahr 2006, wird eine Delegation der Gemein- de Radwanice erwartet. |
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